Kapitel 08
Die Mühlen im Felsalb- und Blümelstal
Von Fritz Burger
Die Mühlen im Blümelstal
Gut zwei Drittel der ehemaligen Gersbacher Banngrenze ist eine nasse Grenze. Sie folgt vom Knoppbrunnen dem Wasserlauf in die Blümelsbach und mit ihm bis zur Hengsberger Furt. Nach Osten zieht die Grenze durch den Forellengrund in die Felsalb bis zur Eselsdell. In der Gersbacher Geschichte gab es für die Gersbacher aber immer nur eine Mühle, die Eichelsbacher Mühle an der Furt über die Felsalb.
Bevor wir in der Geschichte der Gersbacher Bannmühle blättern, soll an die Mühlen im Blümelstal erinnert werden, die allesamt an der Gersbacher Banngrenze standen, jedoch für die Pirmasenser, die Fehrbacher und die Hengsberger Bauern mahlten.
Schon im Jahre 1598 verfügt „Philips Gran zu Hanaus, Herr zu Lichtenberg und Ochsenstein, als legitimus Admirisstrator, daß wir unserem lieben und getreuen Nikolaus Cuiat genannt Becker Nickel… gegönnt und zugelassen haben, ein mahlmulin unten am Dorff Pirmasens zu errichten“. Diese Mühle stand am Fuße des Eischberges, gegenüber dem Schachen und dem Finkenberg. Schon 1629 wechselte sie den Besitzer, der, sogleich in finanzieller Notlage, die Herrschaft um Ermäßigung der Mühlenpacht bat. Im 30jährigen Krieg ging die Blümelsmühle zugrunde. Erst im Jahre 1699 wieder aufgerichtet, begannen für die sich rasch abwechselnden Müller kummervolle Jahre.
Um 1730 entsteht unterhalb des alten ein neues Mühlengebäude. Im Jahr 1739 übernimmt der Eichelsbacher Müller Johann Krebs die Blümelsmühle. Auch ihn vertreibt, wie alle anderen Vorgänger, die erdrückende Schuldenlast. Die Rentkammer in Buchsweiler erlaubt 1742 den Bau einer „neuen Blümelsmühle bei der Hengsberger Furt an der Zweibrückischen Grenze“, die alte sollte als Oelmühle weiter betrieben werden. Wassermangel, Unwetter, die Klagen der Fehrbacher Bauern und der überraschende Tod des hochverschuldeten Betreibers führten zum Konkurs. Da auch der landgräfliche Obrist Grandfill, der zu vermittlen versuchte, und ein abgedankter, verdienter Grenadier, der als Beständer auftrat, die Mühle nicht mehr retten konnte, verzichtete die Rentkammer im Jahre 1787 auf die rückständige Mühlenpacht. Der Landgraf stimmte zu, mit der Auflage, daß die Mühlengebäude abgetragen und nicht wieder aufgerichtet werden.
Die Blumenauer- oder Pelzmühle
Talabwärts im damals „Zweibrückischen“ finden sich unterhalb Hengsberg noch wenige Spuren der „Pelzmühle“. Sie wird bereits anno 1403 als Schenkung an das Kloster Hornbach genannt. Die Mühle lag danach bis in das späte 16. Jahrhundert abgebrannt „darnieder“. Erneut sank sie im 30jährigen Krieg „in Asche“. Erst im Jahr 1688 richtete Nicolaus Beltz aus Eschweiler die Mühle wieder auf. Er ist der Namenspatron der „Pelzmüle“, die 1905 von der Stadt Pirmasens gekauft und niedergelegt wurde. Vorausgegangen war ein jahrelanger Schadensersatzprozess wegen der Verschmutzung des Blümelsbachs durch die Industrieabwässer der Stadt.
Die Geschichte der Eichelsbacher Mühle
Ein ähnliches Wechselspiel der Besitzer und Beständer wie in den Mühlen am Blümelsbach zeigt sich auch bei der von der Felsalb getriebenen Eichelsbacher Mühle. Der Heimatforscher Dr. Albert Jaffe schreibt in der “Pfälzer Heimat” 1932, Nummer 34, über die wechselvolle Geschichte der “Eichelsberger oder Eichelsbacher Mühle”. Hermann Kohl berichtete bereits in den Ausgaben 1930, Nummer 32ff, aus den Zwangsversteigerungsakten der Eichelsbacher Mühle aus dem Jahr 1824. Beide Artikel bilden, zusammen mit Informationen von dem auf der Eichelsbacher Mühle geborenen Karl Hauter, im Wesentlichen die Grundlage unserer Mühlengeschichte.
“Die Mühle zu Eichelspach, (die) jährlich acht Malter Korn gebe”, wird in einer Vergleichsurkunde zwischen den Grafen Simon Wecker und Jakob von Zweibrücken-Bitsch im Jahr 1534 erstmals erwähnt. Der “Eichelsperger Müller” versucht im Jahr 1576 bei der Rentkammer in Buchsweiler “die Errichtung einer Pirmasenser Dorfmühle zu hintertreiben.”
Nach einem Lehnsbrief vom 22. August 1631 verleiht Graf Philipp Wolfgang von Hanau-Lichtenberg dem “Diepold Kretzer, Müller zu Eichelsperg und seiner Ehefrau Margaretha, besagte Mühl und Zubehörd, Wasserfall und -schwall, zu einem jährlichen Zins von fünf Malter wohlgesäuberten Korns und Kappen, welche jährlich am Stephanstag (26. Dezember) auf Schloß Lemberg zu liefern seien.”
In den Anfängen des 30jährigen Krieges “…hat die Mühle unwiederbringlichen Schaden erlitten und ging bald darauf durch Brand zugrunde”. Dies wird in einer Vermögensaufstellung des Amtes Lemberg aus dem Jahr 1635 bestätigt… Zugleich erscheint im Kirchenbuch ein Hans Jacob Faul, Müller in Gersbach und Simten”. Seine drei Kinder werden in den Jahren 1641 bis 1648 in Gersbach, wahrscheinlicher aber in der Eichelsbacher Mühle, geboren.
In einem Bericht des Amtsschaffners Fleischmann vom 6. Februar 1736 findet sich die Aussage des “nunmehr 60jährigen Bürgers und Schwanenwirts Jakob Hauck, dessen verstorbener Vater den mit Gestrüpp verwachsenen Platz, wo die Mühle gestanden habe… gekauft und die Mühle neu aufgebaut habe. Dieser habe einen Lehnsmüller mit dem Betrieb der Mühle betraut, welcher totgeschlagen worden und dessen Überreste aus der in Brand gesteckten Mühle noch geborgen worden seien”. Diese Aussage wird bestätigt durch eine Notiz im Pirmasenser Kirchenbuch: “Den 21.Mai (1689) ist zu abend ohnversehens anher gebracht worden, das übrige, der halbe Kopf und halbe Leib ohne Arme und Beine vom Müller zu Eichelspach, der in denselben Tag sampt der Mühle verbrannt worden; reform. religion, alters beinahe 50 Jahre. Wie es mit zuging, ist ohnbewußt.”
Georg Hauck baute die abgebrannte Mühle zum zweitenmal auf, verkaufte sie 1696 an den Müller Baltzer Lang. Im Juni 1708 verpachtet Lang die Mühle, gegen eine Jahrespacht von 60 Gulden und 10 Batzen, an den “Hofmann von Lemberg, Peter Traxel und den Andreas Seebach von Annweiler”. Nach dem Tod Baltzer Lang kam die Mühle in den Besitz der Söhne Johann Joachim und Hans Adam. Ersterer, mit Margareta, geborene Stephan, aus Eppenbrunn verheiratet, verkaufte seinen Anteil 1734 an den Pirmasenser Johann Krebs, der um 1739 als Beständer der Blümelsmühle erscheint. Johann Joachim erhielt von der Rentkammer die Erlaubnis, “gegenüber der väterlichen Mühle, auf Vinninger Bann, ein zweistöckisches Wohnhaus zu errichten. Gleichzeitig wurden ihm 20 Morgen Wilderungsland überlassen”.
Da Johann Krebs seine Verpflichtungen nicht einhalten konnte und auch Hans Adam Lang seinen Halbteil verkaufte, gehörte die Mühle ab 1736 dem Pirmasenser Löwenwirt Hans Adam Kiefer und dem Vinninger Schwanenwirt Johann Jakob Hauck. Erbe Kiefers war der Müller Johann Löffler, der bis zum Jahre 1743 den Mühlenbetrieb mit Hauck gemeinschaftlich führte. Nach einer im Jahre 1767 vorgenommen Mühlenzählung im Amt Lemberg waren zu jener Zeit Valentin Stephan, der Schwiegersohn Löfflers, und Friedrich Hauck, der Sohn des Schwanenwirts, die Besitzer der Eichelsbachermühle. Erst in der folgenden Generation kam nach dem Tod von Friedrich Hauck und der Versteigerung dessen Halbteils die Mühle 1787 wieder in eine Hand.
Der Besitzer Georg Stephan erhielt im Juni 1789 die Erlaubnis, “auf einem zwischen der Getreidemühle und der Papiermühle gelegenen Platz eine Ölmühle erbauen zu dürfen”. Stephan, ein geschäftstüchtiger Mann, spürte schon bald die Mißgunst des Müllers Peter Groh von der Rehmühle, der ihn gerichtlich belangte, “weil er entgegen der Zunftartikel mit dem Fuhrwerk in den Dörfern das mahlgut abhole und ihm so die Kunden abspännstig mache”.
Die Mühle wird zwangsversteigert
Schon bald kam Stephan in finanzielle Not. Das im Jahre 1809 übernommene Darlehen konnte er nicht ablösen. Schon 1816 gerichtlich angemahnt, kam es schließlich im Januar 1825 zur Zwangsversteigerung des gesamten Mühlengutes, das verteilt in den Gewannen des Vinninger, Winzler und Gersbacher Bannes gelegen war.
Schließlich erwarben der Pirmasenser Notar Ludwig Jeambay und dessen Ehefrau, geborene Ventor, die Mühle und den gesamten Grundbesitz. Nach dem Versteigerungsprotokoll bestehend aus: “….einer Mahlmühle, aus zwei Mahl- und einem Schälgang, Gipsmühle, Oelmühle und Hanfstampe, ferner in einem zweistöckigen Wohnhaus, zwei Scheunen, eine jede mit einem doppelten Stall für Zugvieh, mehreren Schweineställen, Schäferei, Hirtenhaus, Brennhaus, Hofraum und Garten, nebst allen Zubehörungen im Eichelsbacher Tal gelegen”, samt 57 Tagwerk, 39 Dezimalen Acker- und Wiesenland. Jeambay jr., der das elterliche Erbe antritt, läßt das Anwesen um 1840 um ein weiteres Wohnhaus erweitern, verkaufte jedoch schon um 1850 die Mühle.
Für die Zeit bis 1893 liegen widersprüchliche Angaben vor. Einmal wird als Besitzer der Müller Adolf Berger genannt, dann Johannes oder Christian Güngerich, der später die “Alte Pirmasenser Ziegelhütte” übernahm, die im Jahre 1881 ein Raub der Flammen geworden war.
Besitzer der Eichelsbacher Mühle ist nach 1896 der Müller Nikolaus Höbel, danach dessen Tochtermann, der Müller Christian Traxel. In den zwanziger Jahren übernimmt dessen Schwiegersohn, Emil Hauter, der der großen menonitischen Müller-Sippe Hauter entstammt, die Mühle in Besitz. “Dieser brachte die Mühle in einen ordentlichen Zustand , regulierte den Wasserstand, so daß nicht nur geschrotet, sondern auch Mehl gemahlen werden konnte”, erinnert sich Karl Hauter an seine Vorfahren. Das in Bruchweiler gefertigte Mühlrad hatte einen Durchmesser von fünf Metern. Mit Wasserkraft und Dynamo wurde Strom erzeugt. Hauter: “Die meisten Kunden aus Gersbach und Winzeln kamen mit dem Hanwagen, und wer den nicht hatte, kam mit einem Stumpen Korn oder Weizen auf dem Buckel”.
Etwa 30 Leute wohnten auf der Eichelsbacher Mühle, arbeiteten in der Landwirtschaft oder in der Mühle – es waren neben den Hauters die Familien Kreutz, Schalch, Hatzfeld und Seegmüller – bis zum Bau des Westwalles. Die Mühle stand dem geplanten Stausee im Weg. Alle im Talgrund stehenden Gebäude wurden abgetragen, die übrigen enteignet und die Familie Hauter im Jahre 1938 auf die Kirschbacher Mühle “übersiedelt”. Aus militärischen Gründen musste der landwirtschaftliche Betrieb weitergeführt und die 20 Milchkühe, die auch auf die Weide gingen, gemolken werden.
Nur noch Erinnerungen an die alte Mühle
Wieder war es “militärischer Bedarf”, für den im Kirchbacher Wald, zur Anlage eines Tanklagers, Gelände abgetreten werden musste. Der Landwirt Hege erhielt dafür im Jahre 1954/55 die Eichelsbacher Mühle. Aus dem wiederinstandgesetzten Wohngebäude wurde ein Freizeitheim. Im Tal enstand eine Minigolfbahn und gegenüber, auf Vinninger Bann, erbaute die Familie Kreutz eine Gaststätte. Nur der landwirtschaftliche Betrieb erinnert noch an die “alte Mühle” in der Eichelsbach”. Während dieser Beitrag geschrieben wird, stirbt der letzte Müller von der Eichelsbach, Emil Hauter, im gesegneten Alter von 97 Jahren, auf der Kirschbacher Mühle.
In den Anfängen des 30jährigen Krieges “…hat die Mühle unwiederbringlichen Schaden erlitten und ging bald darauf durch Brand zugrunde”. Dies wird in einer Vermögensaufstellung des Amtes Lemberg aus dem Jahr 1635 bestätigt… Zugleich erscheint im Kirchenbuch ein Hans Jacob Faul, Müller in Gersbach und Simten”. Seine drei Kinder werden in den Jahren 1641 bis 1648 in Gersbach, wahrscheinlicher aber in der Eichelsbacher Mühle, geboren.
Da Johann Krebs seine Verpflichtungen nicht einhalten konnte und auch Hans Adam Lang seinen Halbteil verkaufte, gehörte die Mühle ab 1736 dem Pirmasenser Löwenwirt Hans Adam Kiefer und dem Vinninger Schwanenwirt Johann Jakob Hauck. Erbe Kiefers war der Müller Johann Löffler, der bis zum Jahre 1743 den Mühlenbetrieb mit Hauck gemeinschaftlich führte. Nach einer im Jahre 1767 vorgenommen Mühlenzählung im Amt Lemberg waren zu jener Zeit Valentin Stephan, der Schwiegersohn Löfflers, und Friedrich Hauck, der Sohn des Schwanenwirts, die Besitzer der Eichelsbachermühle. Erst in der folgenden Generation kam nach dem Tod von Friedrich Hauck und der Versteigerung dessen Halbteils die Mühle 1787 wieder in eine Hand.p