Kapitel 09 – Landwirtschaft in Gersbach

Kapitel 09

 

Landwirtschaft in Gersbach

 

Von Arno Schmitt

 

“Gersbach, das Dorf der Ackerer und Weber” – der Name macht es schon deutlich: Landwirtschaft hat in dem Pirmasenser Vorort Tradition. Viehzucht und Ackerbau waren die Grundlagen für das Entstehen des kleinen Dorfes in der Waldmark Pirmasens, Landwirtschaft sicherte über Jahrhunderte das Überleben der Gersbacher, war überhaupt Voraussetzung für die Existenz des kleinen “Bauerndorfes”. Erst in der Neuzeit hat sich diese lange Tradition verloren, von dem allgemeinen Höfesterben in Deutschland war in gleicher Weise auch Gersbach betroffen. Auch wenn heute bei einem übriggebliebenen Vollerwerbsbetrieb und nur noch wenigen Nebenerwerbsbauern die Landwirtschaft nur noch eine untergeordnete Bedeutung im Ort hat, auch wenn nur noch – längst anderweitig genutzte Bauernhäuser und Scheunen – an diese große Zeit der Landwirtschaft im Dorf erinnern, in einer “Gersbacher Ortschronik” dürfen Ackerbau und Viehhaltung nicht fehlen.

 

Die Gersbacher Gemarkung erstreckt sich über eine Fläche von 591 Hektar und liegt zwischen 266 Meter nahe der Hengsberger Käranlage an der tiefsten Stelle und 392 Meter – im Bereich des ersten Feldweges rechts nach der  Sangstraße – an ihrer höchsten Erhebung über dem Meeresspiegel. Die mittleren Klimawerte sind eine durchschnittliche Jahrestemperatur von 8,2 Grad Celsius und eine durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge von 780 Millimetern.

 

Im Bereich der Anhöhen befinden sich Lehmböden, die zum Teil sehr flachgründig sind und oft auch zur Staunässe neigen. Sie führt bei der Frühjahrsfeldbestellung zu Verzögerungen, da die Böden nur langsam abtrocknen und dadurch spät befahrbar werden. Andererseits ist der Boden besonders empfindlich bei Trockenperioden, was zu starken Ertragsminderungen führen kann. Im Hangbereich verändert sich die Bodenart, der Lehm vermischt sich mit Sand. Aber auch hier bleibt der Boden recht flachgründig und oft steinig.

 

Es ist anzunehmen, daß weite Teile der Gersbacher Gemarkung in früheren Zeiten bewaldet waren. Auf einer Karte von Tilemann Stella aus dem Jahr 1564 sind der gesamte “Eselskopf”, der “Mühlberg” bis hin zum “Breitsitterswald”, der “Hoorige Wald” – heute größtenteils in den Bereichen Breitsitterstraße und am alten Friedhof bebaut – und der „Scheuerwald“ als Waldgebiete eingezeichnet. Auf einer Flurkarte von 1840 sind die vorgenannten Gewanne alle in meist schon stark unterteilten Flurstücken als Äcker und Wiesen ausgewiesen. Dies läßt darauf schließen, daß unsere Vorfahren diese Flächen in den dazwischenliegenden 300 Jahren gerodet und urbar gemacht haben.

 

Früher lebten alle Bürger in Gersbach von der Landwirtschaft, die sich aus der Hütehaltung auf Freiflächen wie Waldlichtungen oder Talauen mit Schweinen, Schafen, Ziegen, Gänsen und Enten entwickelt hat. Zu erwähnen ist auch die Eichel- und Bucheckermast bei der Schweinehütehaltung im Wald. Es ist anhand früherer Lagepläne (um 1840) zu vermuten, daß bei den meisten, vielleicht auch bei allen Familien in Gersbach Vieh gehalten wurde, da überall auf den Karten Gebäude mit Wohnungen, Scheunen und Stallungen als eine Einheit eingezeichnet sind. Mit der zunehmenden Bevölkerung – 1840 waren zirka 60 Familien im Ort ansässig – wurde auch der Bedarf an Nahrungs- und Bedarfsgütern immer größer, was zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft in vielen Formen veranlasste. Das Leben im Dorf war aber bis in das 20. Jahrhundert überwiegend auf Selbstversorgung ausgerichtet. In einer Statistik aus dem Jahr 1941 sind nur 6,92 Hektar (69.200 Quadratmeter) Gartenland und 1.100 Quadratmeter Ziergarten und Rasen für den Ort verzeichnet: Ein Beweis dafür, daß es früher wichtig war, sich selbst mit Nahrungsmitteln zu versorgen.

Durch Feldfutteranbau und dadurch vermehrte Stallhaltung wurde es möglich, die Erzeugung von Nahrungs- und Bedarfsgütern zu intensivieren. Tierische Nahrungsmittel waren vor allem Fleisch und Fett von Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen und Federvieh, welches frisch, gesalzen und geräuchert verzehrt wurde, aber auch Milch und daraus erzeugte Produkte wie Butter, Rahm und Käse, hinzu kommen auch Eier von Hühnern, Enten und Gänsen. Die Tierhaltung lieferte aber auch Felle für Bekleidung, Teppiche und Bettdecken, sowie Leder für Schuhe und Wolle zum Spinnen und Weben. Federn, überwiegend Gänsefedern, dienen bis heute als Füllmaterial der Bettdecken und Kopfkissen. Bienen wurden wegen der Honiggewinnung und dem Bestäuben der Blüten gehegt und gepflegt.

 

Vom Ackerwagen zum Schlepper

 

Unsere Vorfahren bewerkstelligten die gesamte Landwirtschaft mit denen ihnen unmittelbar zur Verfügung stehenden Mitteln. Die einzige einsetzbare Energie war die Muskelkraft der Menschen und Zugtiere. Als Zugtiere für Wagen, Pflug und Egge wurden Pferde, Ochsen und Kühe, sogenannte “Fuhrkühe”, die auch noch gemolken wurden, eingesetzt. 1949 gab es in Gersbach 101 Pferde und 36 Arbeitskühe. Wagen, Pflug und Egge, oft selbst aus Holz gefertigt, waren früher die einzigen Geräte, die der Landbevölkerung die Arbeit etwas erleichterten.

 

Durch vermehrt eingeführte Stallhaltung und verstärkten Futterbau wurden Transportarbeiten verschiedenster Art immer umfangreicher. Dazu wurden vorwiegend vom Wagner aus Eichenholz gefertigte, eisenbereifte Wagen eingesetzt. Das Material zum Bauen und Erweitern von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden mußte auch selbst herbeigeschafft werden. Benutzt wurden Sandsteine aus den Steinbrüchen “Am Mühlberg”, “Am Knoppbrunnen”, “Am Kohlberg” und aus einigen kleineren Steinbrüchen ohne Bezeichnung, Holz aus den umliegenden Wäldern und Lehm, der in den Höhenlagen unserer Gemarkung vorkommt. Der Steinabfall bei der Bruchsteinherstellung wurde zum Ausbau der Wege verwendet. Solche Wegeunterhaltungsmaßnahmen mussten bis in dieses Jahrhundert gemeinschaftlich und unentgeltlich erbracht werden. Bei solchen Maßnahmen waren bis zu 30 Personen im Einsatz.

 

Je nach Art der Transportgüter wurden Ackerwagen in schwerer oder leichter Ausführung mit Leiter- oder Kastenaufbau eingesetzt. Leichtere Ackerwagen wurden oft für Transporte von Saatgut, Egge und Pflug zum Feld, sowie mit Leiteraufbau zum Heuholen genutzt. Der Gespannführer saß dabei im vorderen Bereich des Wagens auf einem quergelegten Sitzbrett. Zum Getreideholen wurde der Wagen mit einem Tuch ausgelegt, damit keine Körner verloren gingen. Beim Heu- und Strohholen war im vorderen Bereich des Wagens eine senkrechte Leiter angebracht. Diese diente zum Absteigen des beladenen Wagens und zum Einschieben des “Wiesbaumes” – eine lange Stange, die über das Heu oder Stroh zur Stabilisierung gelegt wurde -, der am hinteren Ende des Wagens mit zwei Seilen über eine Winde heruntergezogen wurde. Damit wurde erreicht, daß die ganze Wagenladung fest zusammenhielt. Ebenfalls mit dem Leiteraufbau wurde früher “Streusel” im Wald geholt. “Streusel” war trockenes Laub, das in das Laubtuch eingebunden wurde und im Viehstall als Einstreu diente. Schon an dieser Situation ist zu erkennen, daß der Getreidebau auf der Gemarkung relativ gering und damit der Strohanteil als Einstreu recht dürftig war. Auch das Jauchefaß wurde auf dem dann “abgerüsteten” Leiterwagen transportiert.

 

Schwerere Ackerwagen wurden mit Kastenaufbau zum Mistfahren, Rüben- und Kartoffeltransport genutzt. Um die Ladekapazität zu erhöhen, wurden Aufstellbretter benutzt. Auch anderes Schüttmaterial wurde transportiert, etwa Bausteine und Steinschotter zum Wegebau, aber auch Scheidholz als Brennmaterial. Solche Ackerwagen wurden auch “abgerüstet” – der Aufbau wurde entfernt-, das heißt Seiten-, Kopf- und Bodenbretter wurden weggenommen und nur der Grundrahmen mit Vorder- und Hinterachse blieb übrig, die mit dem “Langwied” verbunden waren. So war es möglich, Langholz – oft als Bauholz genutzt – in jeder beliebigen Länge zu laden und zu transportieren. Das Holz wurde seitlich durch die “Storren” (hochstehende Eisenstäbe) gesichert und zusätzlich mit einer Kette eingebunden, die mit dem “Rädel” und dem “Rädelkettchen” gespannt wurde.

 

Zum Pflügen und anderen leichten Arbeiten wurde auch der Pflugkarren eingesetzt, ein einachsiger Wagen, der an den Vorderpflug eingehängt wurde.

 

Als Zugtiere für die verschiedenen Gespannarten dienten Pferde, Kühe und Ochsen. Kühe und Ochsen waren überwiegend in kleineren, Pferde in größeren Bauernhöfen im Einsatz. Als Zuggeschirr diente beim Rindvieh das Joch, das über die Stirn gebunden wurde. Mit je einem Haken versehen, konnten hier die Zugketten eingehängt werden. Bei den Pferden war es das Kummet, ein mit Leder bespannter, gepolsterter Holzrahmen, der über den Hals des Pferdes kam, das ebenfalls mit beidseitigen Zugketten durch den “Sielscheit” mit dem zu ziehenden Gerät verbunden war. Wurde zweispännig gefahren, das heißt mit zwei Zugtieren, kam die “Ackerwaage” noch zwischen Sielscheit und das zu ziehenden Gerät. Vereinzelt wurde auch das sogenannte “Sielegeschirr” eingesetzt, ein aus starken Lederbändern gefertigtes Geschirr, das sich vor den Brustbereich der Pferde spannte. Bei den Zugtieren war es wichtig, daß die Hufe oder Klauen in Ordnung waren. Daraus entwickelte sich der Beruf des Hufschmiedes, der in regelmäßigen Abständen das Horn der Pferdehufe zurechtschnitt und die Hufeisen anbrachte. Ähnlich verfuhr man auch mit den Fuhrkühen.

 

Der Schlepper löste die Zugtiere ab. In Gersbach kam der erste Ackerschlepper 1949 im landwirtschaftlichen Betrieb von Erwin Weber zum Einsatz. Es folgte ein rasanter Wechsel vom Pferdegespann zum Ackerschlepper. Nach und nach wurden die Schlepper mit Mähwerk und Hydraulik ausgestattet. Schon in den sechziger Jahren hatte der Schlepper die Acker- und Zugtiere fast völlig abgelöst.

 

Gemäht, gezettet, gewendet, geschwadet und aufgeladen: Heuernte in früheren Zeiten

Um in unserer Region die Tiere in den Wintermonaten versorgen zu können, muß für zirka 180 Tage “Winterfutter” bereitstehen,  da von November bis in den Mai mit Frost und geringer Vegetation zu rechnen ist. In früheren Jahren wurde zur Winterfütterung überwiegend Heu verwendet. Zur Heuwerbung wurden vor allem Flächen genutzt, die für den Ackerbau nicht geeignet waren, etwa feuchte Lagen, Hanglagen oder enge Taleinschnitte. 1941 wurde in Gersbach rund 140 Hektar Fläche zweimal im Jahr abgemäht.

 

Eine besondere Technik war das Bewässern der Wiesen, um die Erträge zu sichern und zu steigern. Auf der Gersbacher Gemarkung gab es einmal über vier Hektar Bewässerungswiesen, und zwar im Bereich Gersbachtal, unterhalb des Riegelwieserbrunnens und unterhalb des Knoppbrunnens. Auf diesen Wiesen waren im Abstand von zehn bis 15 Metern, entlang der Höhenlinie, im Hang fast waagerecht verlaufende Gräben angelegt. Sie dienten dazu, im Frühjahr aus höher gelegenem Ackerland abfließendes, nährstoffhaltiges Oberfächenwasser abzufangen und möglichst gleichmäßig über die Fläche zu verteilen. In trockenen Jahreszeiten wurde das anfallende Quellwasser zur Bewässerung benutzt, um den fehlenden Regen auszer nur noch als extensive Viehweiden genutzt.

 

Die Heuernte war bis zur Einführung der pferdegezogenen Mähmaschine Handarbeit. Das Gras wurde mit der Sense gemäht, mit der Gabel “gezettet”, wenn es dann oben abgetrocknet war, mit dem Rechen gewendet, nach erfolgter Trocknung mit dem Rechen “geschwadet” und mittels der Heugabel auf den Leiterwagen aufgeladen, um zuhause, ebenfalls mit der Hand, in der Scheune als Rauhfutter für den Winter eingelagert zu werden. Im Hochsommer war dies eine sehr schweißtreibende Arbeit. Der  Durst wurde mit selbst hergestelltem Pfefferminz- oder Himbeerwasser gestillt.

 

Mit zunehmender Mechanisierung wurde auch die Heuernte erleichtert. Es wurden von Pferden gezogene Mähmaschinen eingesetzt. Das Wenden erledigten pferdegezogene Gabelheuwender und “geschwadet” wurde ebenfalls mit pferdegezogenen Heurechen. Das Aufladen erfolgte immer noch von Hand. Zuhause abgeladen wurde mit dem Heuaufzug, der anfänglich durch ein Pferd, später mit einem Motor, angetrieben wurde.

 

Erst mit Einsatz des Schleppers in Gersbach kam es ab 1949 zu gewaltigen Änderungen auch in der Heuernte. Zuerst wurde der Schlepper nur als Pferdeersatz mit den gleichen Maschinen verwendet. Bald wurde aber das Zwischenachsmähwerk, das heute vom Kreiselmähwerk abgelöst ist, eingeführt. Zum Wenden und “Schwaden” wurden zwar kurzzeitig Brandrech- und Schubrechwender sowie die sogenannte “Heuspinne” verwendet, aber heute kommen nur noch Kreiselwender und -schwader zum Einsatz.

 

Auch im Bereich des Aufladens, Transportierens und Einlagerns vollzog sich ein Wandel. Er begann mit der Nieder- oder Mitteldruckpresse, die das “zusammengeschwadete” Heu aufnahm, sammelte, verdichtete und bündelte. Es folgte die heute noch teilweise eingesetzte Hochdruckpresse und der Ladewagen, der das Heu aufsammelte und zuhause lose wieder am Heuaufzug ablud, mit dem es in den “Heustall” gezogen wurde. Der Ladewagen wird heute nur noch zur Grünfutterernte benutzt. In jüngster Zeit kommen Rund- oder Rechteckgroßballenpressen zum Einsatz. Das so gepresste Heu wird mittels Frontlader oder Heckhydraulik des Schleppers transportiert und oft bis zur Verfütterung unter einer Folie im Freien gelagert.

 

Paralell zur Heuwerbung verstärkte sich, etwa ab 1950, immer mehr die Konservierung des Grünfutters zu Silage, die ein sehr nährstoffhaltiges Winterfutter lieferte. Zwischen 1960 und 1970 wurde die Silage in Hochsilos mit 30 bis 40 Kubikmetern Inhalt von Hand gefüllt. Das Silierverfahren verlagerte sich immer mehr zu sogenannten “Fahrsilos”, worunter Silos ohne feste Bodenplatte und Seitenwände zu verstehen sind. Hier wird das Grünfutter auf einen “Haufen” zusammengefahren und gewalzt, dann wird es mit einer Folie luftdicht abgedeckt, damit es gären kann. Neuerdings werden mit der Rundballenpresse Silageballen hergestellt, die mit der Folie eingewickelt sind, so dass sie auch im Winter bis zur Verfütterung auf dem Feld gelagert werden können.

 

Getreideanbau: Von Dreschflegel, Lokomobil und Mähdrescher

 

In Gersbach wurden überwiegend  Roggen, Hafer, Weizen und etwas Gerste angebaut.

Die Äcker wurden ehemals mit dem Holzpflug gepflügt und zur Saatzeit im Frühjahr und im Herbst mit einer aus Holz gefertigten Egge saatfertig gemacht. Danach schritt der Landwirt mit umgehängtem Säsack über das Feld und verteilte die Getreidekörner möglichst gleichmäßig. Anschließend wurde das Getreide mit der Egge in den Boden eingearbeitet. Aufkeimendes Unkraut, insbesondere Disteln, wurde mit dem „Distelstecher“ entfernt.

 

Die Getreideernte war eine mühsame Handarbeit: Das Getreide wurde mit der Sense abgemäht, nachfolgend von Frauen mit Sicheln “abgenommen”, also vom Schwad zum Bunde zusammengetragen, mit Strohseilen eingebunden und zu “Kasten” zum Nachreifen und zum Trocknen aufgestellt. Eine Erleichterung brachte die Mähmaschine, mit der das Getreide “geklekt” wurde. Immer noch mußte es aber danach mit der Hand gebunden werden, bis der 1937/38 eingeführte pferdegezogene Bindemäher auch diese Arbeit leichter machte. Mit dem Leiterwagen wurde das getrocknete Getreide in die Scheune gefahren und im Winter mit dem Dreschflegel gedroschen. Durch ein Sieb und die handbetriebene Windmühle sind Spreu und Strohreste von den Körnern getrennt worden.

 

In einigen Betrieben war auch ein von Pferden oder Kühen angetriebenes Göppelwerk im Einsatz, das wiederum die Windmühle oder die Dreschmaschine laufen ließ. In Gersbach hatte zunächst ab etwa 1880 der landwirtschaftliche Betrieb Heinrich Weber am Matzenberg ein solches Göppelwerk, später waren auch die Bauernhöfe Friedrich Weber und Jakob Ziliox damit ausgestattet. Eventuell hatten auch weitere Landwirte im Unterdorf eine solche Einrichtung in Betrieb. Dabei handelte es sich um ein im Freien installiertes Zahnräderwerk, das von im Kreis laufenden Pferden oder Kühen bewegt wurde. Über eine in die Scheune reichende Welle wurden die Transmissionsriemen angetrieben, die Wind-, Schrot, Rübenmühle und Häckselwerk in Bewegung setzten.

 

Einige größere Bauern waren bereits bei der Dreschgenossenschaft im Winzeln Mitglied. Sie hatte einen Dampfkessel, ein sogenanntes “Lokomobil”, für den Antrieb der Dreschmaschine angeschafft. Mit bis zu acht Pferden wurde der Kessel von einem Betrieb zum anderen gezogen.

 

In Gersbach wurde 1936 eine Dreschmaschine, Fabrikat Lanz, von der inzwischen ebenfalls gegründeten örtlichen Dreschgenossenschaft eingesetzt, die von einem 34-PS-Lanz-Bulldog von Betrieb zu Betrieb gebracht wurde. Sie wurde 1941 von einer Dreschmaschine der Firma Dechenreiter, einem sogenannten “Luftsortierer”, mit fahrbarem Elektromotorwagen abgelöst. Für den Stromanschluß von der Oberleitung (Freileitung) war an den verschiedenen Aufstellungsorten der Dreschmaschine Elektromeister Philipp Becker verantwortlich. Später wurde diese Arbeit vom Dreschmaschinenführer selbst ausgeführt. Weil diese Elektroanschlußart gefährlich war, wurden in verschiedenen Betrieben in den sechziger Jahren auch 380-Volt-Steckdosen gesetzt, was mehr Sicherheit brachte. Die dritte und gleichzeitig letzte Gersbacher Dreschmaschine stammte von der Firma Werle und war mit einer sogenannten “Zylindersortierung”, die das Getreide besonders gut vom Spreu reinigte, ausgestattet. Sie war schon kompakt gebaut, der Antrieb war direkt auf der Maschine installiert. Der letzte Maschinenführer Ludwig Kiefer hatte sie bis 1966 in Betrieb. Danach löste sich die Dreschgenossenschaft auf und die Maschine wurde auf dem Schuttplatz, dem heutigen Bolzplatz, eingeäschert.

 

In den Wintermonaten, wenn die Feldarbeit erledigt war, wurde “maschint”. Die Dreschmaschine wurde von Betrieb zu Betrieb gezogen, beim “Maschinen” halfen sich die Landwirte gegenseitig, weil für das Dreschen besonders viele Hilfskräfte notwendig waren. Die gebundenen Getreidegarben wurden vom “Stock” auf die Dreschmaschine gegabelt (zwei bis drei Personen). Auf der Dreschmaschine wurden die Getreidegarben in den Dreschkorb eingelegt (ein bis zwei Personen). Das anfallende Stroh wurde von der angebauten Strohpresse gebündelt und wieder in der Scheune gestapelt und oftmals mit dem Rollenseil bis hoch in den Scheunenfirst gezogen (drei bis fünf Personen). Bei den älteren Maschinen mußte die Spreu, die als Viehfutter diente, mit dem Spreutuch auf die Spreukammer geschafft werden (ein bis zwei Personen). Bei den neueren Dreschmaschinen wurde die Spreu über ein Gebläse dorthin befördert. Die anfallenden Getreidekörner wurden an der Dreschmaschine vorgereinigt und meist in Zwei-Zentner-Säcke (ein Doppelzentner) abgefüllt. Zum Abfüllen und Wegtragen des Getreides waren ebenfalls zwei bis drei Männer notwendig, da das Getreide zum Zwischenlagern meist auf den obersten Boden des Hausspeichers über mehrere Treppen getragen werden musste. Für die Bauersfrau der Betriebe, in denen “maschint”, also gedroschen, wurde, galt es etwa zehn bis 15 Helfer zu verköstigen. Da es oft auch staubig war, machte zwischendurch auch einmal die Schnapsflasche bei der Arbeit die Runde, um den Staub “hinunterzuspülen”.

 

Einen großen Wandel in der Getreideernte brachte die Einführung des Mähdreschers, der in immer wieder verbesserter Ausführung bis heute im Einsatz ist. Den ersten Mähdrescher in Gersbach kaufte Erwin Weber im Jahr 1960. Durch den Mähdrescher ist es möglich geworden, das Getreide ohne großen Arbeitsaufwand direkt auf dem Feld zu dreschen.

 

Genau wie die Getreideernte hat sich auch die Verwertung des Getreides gewandelt. Die meisten Familien im Ort bauten Getreide an, meist in sehr geringem Umfang. Sie ließen ihr Getreide in einer nahegelegenen Mühle mahlen. Das daraus gewonnene Mehl wurde in den eigenen Backöfen – noch heute erinnern sich ältere Gersbacher an rund 30 Backöfen auf den Bauernhöfen im Dorf – für den Eigenbedarf zu Brot gebacken. Der Beruf des Bäckers hat später diese Arbeit mehr und mehr übernommen. Das zum Verzehr abgeholte Brot wurde vom Bäcker ins “Brotbüchlein” eingetragen und gegen das zuvor abgelieferte Mehl verrechnet.

 

Vom “Grumbiereschnaps” und dem Kartoffelkäfer

 

Die Kartoffel wurde in Preußen Mitte des 18. Jahrhunderts durch Friedrich den Großen eingeführt. Ihr Anbau hat sich auch bei uns, besonders auf den sandigen Böden im Hangbereich, durchgesetzt. 1941 wurden in Gersbach auf 62,75 Hektar Ackerboden Kartoffeln angebaut. Die im Spätsommer und Herbst geernteten Kartoffelknollen sind ernäherungsphysiologisch sehr wertvoll, da sie neben einem durchschnittlichen Stärkegehalt von 17 bis 18 Prozent auch wertvolle Eiweißstoffe enthalten. Daher spielte die Kartoffel auch bei unseren Vorfahren zur Nahrungssicherung eine wichtige Rolle. Es wurden früher zu allen Mahlzeiten Kartoffeln in verschiedenster Zubereitung gegessen. Fleisch und Wurst gab es nur wenig, und wenn schon, dann nur zu besonderen Anlässen. Gleichzeitig war die Kartoffel in der Schweinemast ein wertvolles und wichtiges Futtermittel.

 

In Gersbach wurde auch in zwei Brennereien, bei Brendel – das Brennhaus steht noch heute unterhalb der Bäckerei Müller – und bei Däther – heute ist an dieser Stelle der Wohnhausbereich von Friedrich Emmer zu finden -, aus dem Stärkemehl der Kartoffel durch Zusatz von Malz und Hefe Kartoffelbranntwein, der “Grumbiereschnaps”, hergestellt. Darüberhinaus brannten beide auch Obstschnaps.

 

Der Kartoffelanbau war in früheren Zeiten besonders arbeitsaufwendig und mühsam. Auf die abgeernteten Getreidefelder, die für das Folgejahr zum Kartoffelanbau vorgesehen waren, wurde der angefallene Stallmist aufgebracht. Dieser musste vom Misthaufen mit der Mistgabel auf den Kastenwagen geladen werden. Damit kein Mist verloren ging, wurde der fertig geladene Wagen “abgeplätscht”. Im Feld wurde der Mist mit dem “Mistgroben” vom Wagen gezogen und auf kleine Haufen verteilt. Das anschließende Verteilen, das “Mistspräten”, war eine körperlich besonders schwere Arbeit. Diese Tätigkeiten werden heute alle mechanisch, meist durch Frontlader und Stalldungstreuer, durchgeführt.

 

Die Mechanisierung im Kartoffelanbau selbst verlief in Gersbach nicht so durchschlagend wie in anderen Orten: Lange Zeit wurden die Kartoffeln von Hand in jede zweite Pflugfurche eingelegt. Davor wurden die im Donaumoos und in Norddeutschland gezüchteten Saatkartoffeln, die sehr teuer waren, geschnitten; das heißt, die Kartoffeln wurden so geteilt, dass in jeder Hälfte ein Auge zum Austreiben übrig blieb. So war es möglich, mehr Fläche mit dem gleichen Saatgut zu bestellen.

Auf den Kartoffeläckern war es notwendig, wie auch beim Rübenanbau, durch mühsame Handarbeit den Acker vom Unkraut freizuhalten. Bevor das Kartoffelkraut die Reihen schloss,  wurden die Kartoffelstöcke mit dem Kartoffelhäufler angehäufelt.  Eine große Plage stellte der Kartoffelkäfer dar. Bevor eine chemische Bekämpfung möglich war, mussten die Käfer von Hand – oft von Schulkindern – abgelesen werden. Später wurde mittels eines auf dem Rücken getragenen Stäubegerätes ein Bekämpfungspulver gesprüht. Heute werden zur Unkrautbekämpfung, zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers und der Krautfäule chemische Mittel eingesetzt.

 

Die Kartoffelernte war vor Einführung des Kartoffelroders eine harte Arbeit, wozu auch oft Tagelöhner eingesetzt wurden. Die Kartoffelknollen mussten  mit der “Karst” ausgehackt werden. Erst der pferdegezogene Kartoffelroder, die “Grumbierehex`”, brachte eine Erleichterung. In Gersbach waren auch an Schlepper angebaute, über die Zapfwelle angetriebene Kartoffelroder im Einsatz. Kartoffelvollernter konnten im Ort wegen der wenig siebfähigen und oft sehr mit Steinen übersäten Böden nicht eingesetzt werden.

 

Einst wurden die Kartofeln mit der Hand in den “Grumbierekorb” gelesen. Der Kartoffelkorb war aus Weide geflochten und fasste zirka 15 bis 18 Kilogramm Kartoffeln. War er voll, wurde er in einen etwa 50 Kilogramm fassenden Jutesack entleert. Abends wurden diese Säcke zugebunden, aufgeladen und heimgefahren. Da die Kartoffeläcker manchmal weit vom Dorf entfernt angelegt waren und man nicht so mobil wie heute war, nahm man das Essen für den ganzen Tag mit auf das Feld oder es wurde gebracht.

 

Zuhause wurden in früheren Zeiten die Kartoffeln im Kartoffelkeller des Wohnhauses eingelagert, durch Hinablassen über die “Horde” durch das Kellerfenster. Es ist auch bekannt, daß in älteren Häusern im Wohnbereich in dem Zimmer über dem Kartoffelkeller eine Öffnung mit einem Holzdeckel vorhanden war, durch die die Kartoffeln eingebracht wurden.

 

Im Spätherbst wurden die Kartoffeln ausgelesen. Die großen, einwandfreien Knollen kamen zum Verkauf nach Pirmasens. Es gab Gersbacher Bauernfamilien, die 400 bis 500 Kilogramm Kartoffeln eingekellert hatten. Die kleineren Kartoffeln wurden, nachdem sie gekocht waren, an die Schweine verfüttert. Ein kleiner Teil der besonders guten Sorten wurde als Saatkartoffeln für das nächste Jahr aufgehoben.

 

Die Futterrüben in den “Rummelschläck”

Wie die Statistik zeigt, wurden in Gersbach früher viele Futterrüben angebaut. Die meisten Jungpflanzen wurden im Hausgarten vorgezogen, bis die Pflanzen etwa 20 Zentimeter groß waren. Bei gutem “Setzwetter” – trüb bis regnerisch – wurden die Pflanzen im Garten ausgemacht, in Wannen gesetzt und aufs Feld gebracht. Dort verteilten oft Jugendliche die Rübenpflänzchen in die einzelnen Reihen. Die Frauen setzten sie anschließend in einem Abstand von 30 bis 40 Zentimetern. Das Feld mußte vorher mit Mist oder durch das “Pferchen” mit Schafen gedüngt sein. Bei eintretender Trockenheit wurden die einzelnen Pflänzchen mit der Gießkanne gewässert. Um etwas rationeller zu arbeiten, wurden die Rübensamenkörner direkt in den vorbereiteten Acker in die Reihen gesät. Die Jungpflanzen mußten dann vereinzelt werden.

 

Mit den Rüben wuchs auch das Unkraut, das von Hand gejätet wurde. Mit dem “Kratzer”, einem mit kleinen Scharen bestücktem Gerät, das von einem Pferd gezogen wurde, fuhr man durch die Reihen. Zwischen den Reihen und unmittelbar an den Rübenpflanzen mußte von Hand mit der Rübenhacke das Unkraut entfernt und der Boden gelockert werden. Für diese zeitaufwendige und körperlich harte Arbeit wurden oftmals Tagelöhner beschäftigt.

 

Die Rübe, ein Nachtschattengewächs, beließ man im Herbst möglichst lange auf dem Feld, um hohe Erträge zu erzielen. Dadurch war es bei der Rübenernte oft schon naßkalt. Zur Verwertung als Viehfutter wurden die Rüben “gegrutzelt”, das heißt mit der Rübenmühle zerkleinert und mit der Spreu des Getreides vermengt. Als Futtervorrat wurden die Rüben manchmal auf dem Feld in sogenannte “Rummelschläck”, Rübenmieten, eingelagert. Dazu wurden die Rüben am Rande des Ackers auf einen Haufen zusammengefahren und mit Stroh und Erde abgedeckt. Im Winter wurden die Rüben dann nach und nach auf den Hof geholt. In Gersbach hat die Gemeinde in früheren Zeiten den Landwirten eigens Flächen für Rübenmieten an der Hut zur Verfügung gestellt.

 

Das “Millichheisl” im “Gäwweleck”

 

Noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurde fast in jedem Haushalt in Gersbach Milchvieh gehalten, überwiegend Kühe, aber auch Ziegen und Schafe. Jede Familie war damit mit Frischmilch versorgt, konnte aber auch ihren eigenen Butter und Käse herstellen. Gemolken wurde damals noch per Hand, erst in den sechziger Jahren verbreitete sich immer mehr die Melkmaschine.

 

Mit zunehmender Milchleistungssteigerung versuchten die Landwirte, ihre überschüssige Milch und die daraus hergestellten Milchprodukte in Pirmasens zu verkaufen. Zuerst fuhren die Gersbacher Bauern von Haus zu Haus und boten ihre Produkte an. Anfang der dreißiger Jahre wurde in Pirmasens eine genossenschaftliche Molkerei gebaut. Damit einhergehend wurde auch in Gersbach das “Millichheisl”, die Milchsammelstelle, im “Gäwweleck” errichtet. Die Landwirte lieferten morgens und abends dort ihre Milch ab. Die angelieferte Menge wurde in dem Häuschen festgestellt, der Fettgehalt und die Reinlichkeit überprüft. In 40-Liter-Kannen abgefüllt, wurde die Milch jeden Morgen mit einem Lastwagen zur Molkerei nach Pirmasens zur Weiterverarbeitung und zum Weiterverkauf gebracht. Zurückgeliefert wurden Butter, Schichtkäse und Sahne, sowie Butter- und Magermilch als Viehfutter.

 

Im Januar 1948 wurde in Gersbach von 51 Kuhhaltern mit 186 Kühen 9.211 Liter Milch an die Molkerei abgeliefert. Nur 31 Jahre später wurde das Milchhäuschen schon wieder geschlossen und die Genossenschaft aufgelöst. Die Milch wird seit diesem Zeitpunkt in sogenannten “Hofbehältern” gesammelt und gekühlt und in den einzelnen Betrieben abgeholt. Die Milcherzeugung ist auch in Gersbach immer weiter zurückgegangen: Heute wird nur noch in zwei landwirtschaftlichen Betrieben  Milch für die Molkerei erzeugt.

 

Obst aus Gersbach: Als es noch 118 Reneklodenbäume gab

 

Auch der Obstbau hatte in früheren Jahren in Gersbach eine große Bedeutung für die Nahrungssicherung. Außer dem Frischverzehr des Obstes wurde Apfelwein und -saft hergestellt. Am wichtigsten war für die meisten Familien aber die Konservierung der verschiedenen Obstsorten, damit sie auch im Winter Obst essen konnten.

 

Eine Obstbaumzählung aus dem Jahr 1951 zeigt, wieviel ertragsfähige Obstbäume in Gersbach gepflanzt waren:

811 Apfelbäume:                            508 Hochstämme

120 Halb- und Viertelstämme

183 Buschbäume

666 Birnbäume:                              534 Hochstämme

77 Halb- und Viertelstämme

55 Buschbäume

9 Quittenbäume

208 Süßkirschenbäume

30 Sauerkirschen-/Halbsauerkirschenbäume

811 Pflaumen- und Zwetschgenbäume

171 Mirabellenbäume

118 Reneklodenbäume

2 Aprikosenbäume

11 Pfirsischbäume

63 Walnußbäume

726 rote und weiße Johannisbeersträucher

14 schwarze Johannisbeersträucher

254 Stachelbeersträucher

21 Quadratmeter Himbeeren

 

Die Schädlingsbekämpfung im Obstbau erfolgte durch eine sogenannte “Spritzkolonne”, die nach einer Zählliste mit den einzelnen Besitzern abrechnete

 

Gersbacher Landwirtschaft in Zahlen und Fakten

 

Statistiken aus früheren Jahren machen besonders deutlich, wie wichtig die eigene Nahrungsmittelproduktion in Gersbach einst war:

 

  1. Viehzählung in Gersbach (bei der amtlichen Erhebung angegeben)

 

Tierart                        Stück 1936               Stück 1946               Stück 1994

 

Pferde                                   107                              92                               15

Rindvieh                              485                             366                             229

Schafe                                     3                                 45                               21

Schweine                              363                             110                              15

Ziegen                                     13                               19                               –

Kaninchen                              199                             –                                  –

Hühner                                 1.557                         1.193                             –

Gänse                                      28                               95       Im Januar 1948 wurde in Gersbach von 51 Kuhhaltern mit 186 Kühen 9.211 Liter Milch an die Molkerei abgeliefert. Nur 31 Jahre später wurde das Milchhäuschen schon wieder geschlossen und die Genossenschaft aufgelöst. Die Milch wird seit diesem Zeitpunkt in sogenannten “Hofbehältern” gesammelt und gekühlt und in den einzelnen Betrieben abgeholt. Die Milcherzeugung ist auch in Gersbach immer weiter zurückgegangen: Heute wird nur noch in zwei landwirtschaftlichen Betrieben  Milch für die Molkerei erzeug/ptp.                        –

Enten                                       2                                 18                               –

Truthühner                             3                                 7                                 –

Zwerghühner                         –                                  33                               –

Bienenstöcke                          21                               –                                  –

1945 gab es 45 viehhaltende landwirtschaftliche Betriebe in Gersbach

 

  1. Hausschlachtungen

 

Im Dezember 1934 wurden in Gersbach 16 Hausschlachtungen gemacht

Im Januar 1935 wurden in Gersbach 9 Hausschlachtungen gemacht

Im Februar 1935 wurden in Gersbach 7 Hausschlachtungen gemacht

Im November 1935 wurden in Gersbach 22 Hausschlachtungen gemacht

 

  1. Gersbacher Landwirtschaft 1941

(64 Betriebserhebungsbögen von Betrieben, die mehr als 0,5 Hektar Land bewirtschafteten)

 

Gesamtfläche:                                             559,52 Hektar

Ackerland                                                     299,04 Hektar

Gartenland                                                       6,92 Hektar

Ziergarten/Rasen                                            0,11 Hektar

Obstanlagen                                                      0,16 Hektar

Wiesen (ohne Bewässerung)

– mit einem Schnitt                                           0,61 Hektar

– mit zwei Schnitten                                     139,40 Hektar

Bewässerungswiesen                                        4,10 Hektar

Streuwiesen

(nur zur Streugewinnung)                               0,88 Hektar

Viehweiden (gute Kuhweiden)                        1,22 Hektar

Forsten und Holzungen                                  52,81 Hektar

Öd- und Unland

(Steinbrüche, Schutthalden, etc)                  13,34 Hektar

Wege                                                                 29,63 Hektar

Friedhöfe                                                            0,12 Hektar

Gewässer                                                            1,00 Hektar

 

Angebaut wurden 1941:

Winterroggen                                                   56,57 Hektar

Sommerroggen                                                  3,52 Hektar

Winterweizen                                                   19,22 Hektar

Spelz (Dinkel), Emmer u. Einkorn                         –

Sommerweizen                                                  2,90 Hektar

Wintergerste                                                      4,58 Hektar

Sommergerste                                                  13,21 Hektar

Hafer                                                                 65,04 Hektar

Wintermenggetreide (gemischter

Anbau verschiedener Arten)                           3,99 Hektar

Sommermenggetreide                                      1,06 Hektar

Futtererbsen (zum Ausreifen bestimmt)      2,00 Hektar

Wicken (zur Körnergewinnung)                       0,37 Hektar

Mischfrucht (Getreide mit Hülsenfrucht)      0,13 Hektar

Frühkartoffeln (Kartoffeln, die in der

regel vor dem Getreide geerntet wird)          3,89 Hektar

Spätkartoffeln (mit den september-

reifen, mittelfrühen Kartoffeln)                    58,86 Hektar

Futterrüben                                                     23,63 Hektar

Futterkohl (Markstammkohl, etc)                 0,25 Hektar

Tobinambur                                                       0,13 Hektar

Gemüse und Gartengewächse im                   0,13 Hektar

feldmäßigen Anbau

Rübsen (zum Ausreifen bestimmt)                0,25 Hektar

Rotklee in Reinsaat                                         12,55 Hektar

Schwedenklee in Reinsaat                               0,25 Hektar

Kleegras (Mischklee und Gras)                    10,52 Hektar

Ackerwiese                                                         1,43 Hektar

Klee (gemischter Anbau)                                 0,64 Hektar

Grünmais (für Grün- und Gärfutter)            2,20 Hektar

Wicken (für Grün- und Gärfutter)                 3,19 Hektar

Sonstige Hülsenfrüchte (wie oben)                 3,61 Hektar

Andere Futterpflanzen                                     0,57 Hektar

Zum Unterpflügen (Gründüngung)

bestimmte Hauptfrüchte wie

Bitterlupine, Winkengemenge, Senf,

Serradella, usw.                                                 0,50 Hektar

Brache                                                                 3,85 Hektar

Ackerland insgesamt:                                   299,04 Hektar

 

Nur noch drei Prozent der Gersbacher arbeiten heute in der Landwirtschaft

Die Bedeutung der Landwirtschaft hat sich gewandelt: Um 1950 war noch mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Gersbach in der Landwirtschaft tätig, heute sind es noch knapp drei Prozent. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Landwirtschaft noch notwendig, um die Nahrungsversorgung sicherzustellen. Heute, nachdem in der Europäischen Union längst eine Überschussproduktion  erreicht ist, gleichzeitig Nahrungsmittel aus aller Welt importiert werden, verliert unsere Landwirtschaft immer mehr an Bedeutung. Gerade in der Westpfalz, in einer Mittelgebirgsregion mit schwierigen Bedingungen, geben immer mehr Landwirte auf und schließen ihre Betriebe.

 

Dadurch bedingt haben auch viele die Landwirtschaft betreffende Organisationen und Institutionen ihren Betrieb einstellen müssen: Die Landwirtschaftsschule Pirmasens, die 1922 ihren Betrieb aufgenommen hatte, muaate schon nach dem Ende des Wintersemesters 1966/67 ihre Pforten schließen – ich war einer ihrer letzten Schüler. Auch die landwirtschaftliche Beratungsstelle wurde in dieser Zeit nach Zweibrücken verlegt, wo sie aber inzwischen ebenfalls geschlossen wurde. Unsere Landwirte müssen jetzt zur Beratung nach Kaiserslautern fahren.

 

Heute wollen junge Leute nicht mehr “Bauer” – Landwirt – werden, weil das Einkommen in diesem Beruf recht gering ist. Die landwirtschaftlichen Produkte erzielen heute noch den gleichen Preis wie vor Jahren, die Kosten, etwa für Dünge- oder Pflanzenschutzmittel und Geräte, sind jedoch ständig gestiegen. Auch für Gersbach hat diese Entwicklung in den vergangenen Jahren bedeutet, daß viele Landwirte aufgegeben haben, entweder weil eine andere Arbeit profitabler war oder sie im Alter keinen Nachfolger fanden, da ihre Kinder sich nicht mehr für die Landwirtschaft interessierten: Nur ein Vollerwerbs- und elf Nebenerwerbsbetriebe gibt es heute noch im früheren “Dorf der Ackerer…”

nbsp;

pSerradella, usw.                                                 0,50 Hektar

Sommerweizen                                                  2,90 Hektar