Kapitel 13 – Wasser und Strom für die Gersbacher

Kapitel 13

 

Wasser und Strom für die Gersbacher

 

Von Guido Glöckner

 

 

 

Vom Dorfbrunnen zur Wasserleitung

 

“Protokoll über die Verhandlungen des Genossenschaftsausschusses der sogenannten Felsalbtalgruppe in der Sitzung vom 28. August 1902.

  1. Die Gemeinde Gersbach und die Gemeinde Simbten, letztere für die Ortschaft Obersimbten, werden, nachdem sie ihren Anschluß erklärt und den Kostenanteil zur Verfügung gestellt haben, als vollberechtigte Mitglieder in die Genossenschaft aufgenommen.”

 

1902 war, wie dieser Auszug aus dem Protokollbuch der Felsalbgruppe beweist, ein entscheidendes Jahr für die Wasserversorgung des Dorfes Gersbach. Mit der Aufnahme in das Wasserwerk Felsalbgruppe begann ein neues Zeitalter, denn schon ein Jahr später verloren die Brunnen, die jahrhundertelang den Gersbachern Wasser gaben, ihre entscheidende Bedeutung für den Ort. Stattdessen sprudelte das Wasser ab 1903 aus einer Wasserleitung, die von Winzeln nach Gersbach verlegt worden war.

 

So entscheidend dieser Einschnitt 1902/03 auch gewesen sein mag, eine geordnete Wasserversorgung hatte das kleine Bauerndorf schon lange gehabt. Wasser gaben schließlich seit vielen Jahrhunderten die Brunnen im Ort. Einst war es sogar eine wichtige und unerlässliche Aufgabe der Gemeinde, dafür zu sorgen, dass sie immer zuverlässig Wasser spendeten. Für unsere moderne Gesellschaft sind sie meist nur Zierde, wenn überhaupt noch. Wie viele Brunnen sind zugeschüttet, wie viele Zisternen verkommen, wie viele Quellen sogar vergessen? Für Generationen unserer Vorfahren wäre es unvorstellbar gewesen, die Brunnen zu vernachlässigen, denn ihr Leben und Überleben war abhängig von dem Wasser, das täglich aus ihnen sprudelte: Es war Trinkwasser, Waschwasser und Viehtrunk zugleich.

 

Die fünf entscheidenden Brunnen für das Dorf

Welche Quellen und Brunnen die ersten Gersbacher in grauer Vorzeit benutzten, an welchem Wasserlauf sie sich ansiedelten, wird wohl kaum zu ergründen sein, aber im Laufe der Jahrhunderte wurden die Brunnen des Dorfes, sogar die Brunnen der gesamten Gemarkung, mehr und mehr gehütet und gepflegt, wurden zu einer Aufgabe der öffentlichen Gemeinschaft: Alte Dokumente aus dem Stadtarchiv zeugen von der Arbeit und den Bemühungen um einen einwandfreien Zustand der Brunnen, sogar von der Sicherstellung einer ausreichenden Wasserversorgung für das Dorf.

 

Bei einem Blick in die ersten Dokumente über die Gersbacher Wasserversorgung, die aus dem frühen 19. Jahrhundert stammen, fällt das Augenmerk auf fünf auch heute entweder noch existierende oder zumindest mit Namen und Standort bekannte Brunnen: Zunächst ist da der Dorfbrunnen, die bedeutendste Wasserquelle im früheren Gersbach, den es heute noch als Zierbrunnen im Unterdorf gibt, zu nennen. Auch der Knoppbrunnen, der 1994 für 10.000 Mark freigelegt worden ist, schüttet weiter, unbeachtet am Rande des Großheimer Tals, immer noch ausreichend Wasser in die schön restaurierten Sandsteintröge. Für jeden Gersbacher ein Begriff, aber schon seit Jahren versiegt, ist der Aspentrog. Von seiner Existenz zeugen allein noch grasbewachsene Sandsteintröge. Dagegen erinnern sich nur noch ältere Gersbacher an den Talbrunnen, der aber, versteckt und von Unkraut umwuchert, im Tal der Gersbach immer noch ein wenig tröpfelt. Auf der jeder Karte zu finden, aber in freier Natur kaum noch zu entdecken, ist der Riegelwieser Brunnen am Rande des Eischbergs unterhalb des “Dicken Baumes”.

 

Brunnensanierung 1825/26

 

Diese fünf Brunnen waren es auch, die die Gemeinde Gersbach 1825/26 sanieren ließ – ein Beweis ihrer großen Bedeutung für den Ort. Ist diese Sorge um den Zustand des Dorfbrunnens aus heutiger Sicht allzu verständlich, weil er doch die zentrale Wasserquelle für den Ort war, ist sie für die weiteren Brunnenanlagen schon schwerer einsehbar. Dennoch ist schnell die Erklärung geliefert: Viele Jahrzehnte dienten diese Brunnen zunächst als Tränke für die Menschen, wenn sie draußen auf den Äckern arbeiteten, und das Vieh, das weit vom Dorf entfernt weidete. Später wurden die dorfnahen Brunnen Aspentrog, Talbrunnen und Knoppbrunnen nach der Ausdehnung der Gemeinde auch zu Waschbrunnen und dienten der normalen Trinkwasserversorgung, bevor die Wasserleitung gebaut wurde. Noch heute erinnern sich ältere Gersbacher daran, wie die Bauern vom “Neuhof” – das erst Ende des 19. Jahrhunderts besiedelte Gebiet um die heutige Schule – den Knoppbrunnen für ihre Wasserversorgung nutzten.

 

Aber zurück in die zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts, als die Gemeinde Gersbach eine umfassende Brunnensanierung plante. Im Archiv der Stadt Pirmasens finden sich die alten Urkunden, in denen am 5. August 1825 der Maurer Joseph Klein aus Fehrbach ein Angebot zur Reparatur von vier Brunnen und eines Schonungsgrabens vorlegte, wofür er 44 Gulden veranschlagte. Um einen Einblick in die von der Gemeinde geforderten Arbeiten zu geben, hier der Kostenvoranschlag für den Knoppbrunnen:

“3. Knopfbrunnen

  1. a) am Brunnenstub vier Schu lang, vier Schu breit, drey Schu tief, wozu man 48 Schu Quader braucht, der Schu zu 6 Kreuzer.
  2. b) 20 Schu gerade Deckelsteine, den Schu zu brechen, zu hauen und zu versetzen zu 6 Kreuzer.”

 

Joseph Klein erhielt zunächst jedoch nicht den Zuschlag. Das Mindestgebot hatte sein Konkurrent, der Maurer Georg Jaeger aus Winzeln, abgegeben, mit dem am 27. September des gleichen Jahres auch ein Vertrag mit der Gemeinde abgeschlossen wurde. Dennoch rührte sich Monate überhaupt nichts, wie aus den alten Akten hervorgeht, bis der Vinninger Bürgermeister – Gersbach gehörte in dieser Zeit zum Bürgermeisteramt Vinningen – sich im Frühjahr an das königliche Landkommissariat wandte, damit dieses die anderweitige Vergabe der Brunnenreparaturen genehmigte. Nachdem Jaeger vor dem Bürgermeister und dem Gersbacher Gemeinderat seinen Verzicht auf den Auftrag – er hatte krankheitsbedingt die Arbeiten nicht ausführen können – erklärt hatte, wurde er am 19. Mai 1826 für 30 Gulden doch noch an Joseph Klein aus Fehrbach vergeben: “Da der Maurer Georg Jaeger von Winzeln die Brunnenreparaturen in der Gemeinde Gerschbach unterm 27. September 1825 zu verfertigen um 30 Gulden an sich ersteigte, die schon im vorigen Jahr und bis dises gemacht werden sollt, allein aber auf mehrmalige Aufforderung, bis heute noch keinen Anfang gemacht ist, so hat der unterzogene Bürgermeister zu Vinningen, wegen Dringlichkeit dieser Reparaturen, diese Arbeit anderweitig, und zwar an den Maurer Joseph Klein von Fehrbach, durch gegenwärtige Übereinkunft in Akkort um nemliche von dreißig Gulden, 30 fl, und zwar unter den im beiligenden, fraglichen Steigakt angedungenen Bedingungen zu verfertigen, übertragen, und zwar unter den nachträglichen Bedingungen…”

 

Der Streit um den Flüsselbrunnen

 

Nicht immer war es in früheren Jahrhunderten mit der Pflege und Instandsetzung vorhandener Brunnen getan, auch neue Wasserquellen mussten erschlossen werden, wenn das Dorf wuchs. In Gersbach scheint eine solche Situation 1874 eingetreten zu sein, als sich die Gemeinde mit dem königlichen Bezirksamt um die “Herstellung des hiesigen Flüsselbrunnens betr.” stritt. In einem ausführlichen Briefwechsel zwischen dem Gersbacher Bürgermeister und dem Bezirksamt findet sich eine Auseinandersetzung um Sinn und Zweck des aus heutiger Sicht rätselhaften Flüsselbrunnens. Begonnen hat der Streit schon am 1. April 1874, als das königliche Bezirksamt in Pirmasens den Brunnenbau, der bis 15. Mai des gleichen Jahres beendet sein sollte, anordnete. Zunächst gestalteten sich die Arbeiten aber recht schwierig, wie aus einem Gersbacher Schreiben hervorgeht: “…beehrt man sich zu berichten, dass der Brunnen unbedingt noch tiefer gegraben werden muß, um ein Pumpwerk aufstellen zu können, wenn er überhaupt seinem Zweck entsprechen soll.” Aber auch Arbeiter konnte die Gemeinde – wohl wegen der bevorstehenden Arbeiten auf den Feldern – kaum finden, erklärt der Bürgermeister weiter, weshalb er um eine Verschiebung des Brunnenbaus in den Herbst bittet.

 

Der königliche Bezirksamtmann Schmitt, der die gesamte Korrespondenz mit den Gersbachern führte, zeigte sich angesichts dieser Argumentation recht ungehalten. Für ihn waren sie schlichtweg “nicht stichhaltig”, weshalb er der Gemeinde am 28. Mai 1874 eine Frist von neun Wochen setzte, um den Flüsselbrunnen zu bauen, andernfalls werde er die Arbeiten von Pirmasens aus in Auftrag geben – auf Kosten der Gemeinde Gersbach. Schon vier Wochen später fragte er auch nach den Fortschritten. “Auf den hohen Auftrag vom 29. d. Monats nebigen Betreffs, beehrt man sich gehorsamst zu berichten, daß die Arbeiten an dem nebigen Brunnen (Vertiefung deselben) in Arbeit gegeben sind und eben daran gearbeitet wird”, lautete am 6. Juli die Antwort des Gersbacher Bürgermeisters. Aber genau einen Monat später erkundigte sich Schmitt erneut nach dem Brunnenbau, der immer noch nicht abgeschlossen war – und wurde wieder vertröstet: Der Brunnen sei noch nicht vollständig fertig, da die Arbeiten wegen der Ernte ausgesetzt werden mussten.

 

Weitere zwei Monate später hatte, nach einer Ortsbegehung, der Bezirksamtmann keine Geduld mehr mit den Gersbachern, da der Flüsselbrunnen immer noch nicht fertiggestellt war. Er verlangte am 29. Oktober, bei Vermeidung weiterer Verzögerungen, innerhalb von 14 Tagen einen Bericht über die Fertigstellung. Die Gersbacher hatten inzwischen aber überhaupt kein Interesse mehr an diesem Brunnen, wie ihre Antwort vom 23. November 1874 zeigt. Zwar war eine Vertiefung gemacht worden, aber es sei “kein günstiges Resultat” erzielt worden, worauf man auch kaum hoffen könne: “Aber die Terrainverhältnisse dieses Brunnens sind so ungünstig, das dieser Ort sich absolut nicht für einen öffentlichen Brunnen eignet.” Der Gemeinderat hatte angesichts dieses Sachstands noch einmal getagt und war zu der Ansicht gekommen, dass das Projekt aufgegeben und ein anderer Brunnen in Angriff genommen werden sollte.

 

Mit welchen Argumenten oder Drohungen sich das königliche Bezirksamt schließlich durchgesetzt hat, bleibt völlig offen, wie viele Details dieses Brunnenbaus. Jedenfalls wurde er doch noch fertiggestellt, wie aus der weiteren Korrespondenz hervorgeht: Am 29. April 1875 berichtet der Gersbacher Bürgermeister, daß die Arbeiten beendet und der Flüsselbrunnen fertig ist. Ungeklärt bleibt jedoch heute der Standort dieses Brunnens, der trotz eifriger Recherchen nicht ausfindig zu machen war. Zwei Theorien bieten sich jedoch an: Nachdem es ein Gewann unterhalb des alten Betsaals gibt, das “Flössel” heißt, könnte ihm ein “Flüsselbrunnen” den Namen gegeben haben. Der Brunnen, der dann auch in diesem Gebiet zu vermuten ist, hätte durch einen nachgewiesenen unterirdischen Wasserlauf am Matzenberg gespeist werden können. Genauso wahrscheinlich oder unwahrscheinlich ist aber auch die Annahme, daß es sich beim Flüsselbrunnen um den Dorfbrunnen handelte, der sich früher direkt am Betsaal befunden hat.

 

Spurensuche nach Brunnen

 

Weitere alte Urkunden aus den Jahren 1828 über eine weitere Reparatur am Knoppbrunnen und 1838, als das königliche Landcommissariat die Reinigung eines Waschbehälters anordnete, zeugen von einer völlig anderen Gewichtung der Brunnen im und um das Dorf in früheren Jahrhunderten. Heute fällt es viel schwerer, etwas über die Gersbacher Brunnen zu erfahren, ja selbst sie zu finden. Viele kleinere Brunnen auf den Bauernhöfen, von denen es eine Menge gab, sind zugeschüttet oder überbaut worden. In der Windsberger Straße etwa zog sich auf der linken Seite in dem Gewann “Schlimmgasse” ein unterirdischer Wasserlauf, aus dem wahrscheinlich auch der Dorfbrunnen gespeist wird, talabwärts zum Dorfplatz. Er wurde auch von mehreren Tiefbrunnen in den Gehöften angezapft. Der Dorfbrunnen selbst hat sich im Lauf der Jahrhunderte verändert, in Lage und Aussehen. Jüngere Gersbacher wissen heute nicht mehr, dass er sich Jahrhunderte direkt oberhalb des Betsaals, also in der Senke des Dorfplatzes befunden hat. Erst als die Windsberger Straße trassiert wurde, ist er gegen den Berg auf die andere Straßenseite verschoben worden, wo er auch  heute noch zu finden ist, allerdings inzwischen schon wieder um einige Meter verlegt.

 

Versiegt ist der Aspentrog, dessen Name schon einen Hinweis auf sein früheres Aussehen gibt: Espen wuchsen rund um den Brunnen, der im 19. Jahrhundert auch schon als Waschbrunnen benutzt wurde. Im Zuge der Kanalisation vor einigen Jahren war der unterirdische Wasserzualuf beschädigt worden.  Knapp unterhalb des Dorfes, auf dem Weg an der Kläranlage vorbei in die Gersbach, befindet sich der “Dalbrunne” am Talrand, allerdings kaum noch zu erkennen, weil ihn kniehohes Unkraut fast völlig verbirgt. Als der Weg der Bauern noch zu den Talwiesen in der Gersbach führte, hatte er als Trinkwasserreservoir für Mensch und Vieh sicher ein anderes Aussehen.

 

Auch auf der Gersbacher Gemarkung außerhalb des Ortsgebietes gibt es einige fast vergessene Brunnen und Quellen. Der Knoppbrunnen ist diesem Schicksal knapp entronnen, weil er vor wenigen Jahren saniert wurde und heute wieder Wasser durch die drei geflickten Sandsteintröge fließt. Sein Name rührt von dem benachbarten Winzler Gewann “Auf dem Knopp” her, eine Bezeichnung, die auf einen “knopfartigen Hügel” hindeutet. Am Rande des Eischberges befinden sich der Riegelwieser Brunnen und der Kalmannsbrunnen. Der Name des Riegelwieser Brunnens, der unter einigen hochgewachsenen Bäumen am Ende einer Klamm entspringt, geht wohl auf die Schreibweise “Riedelwieser Brunnen” – Ried ist Schilfrohr – zurück, die sich im Lauf der Zeit verändert hat. Angesichts dieses Namens ist davon auszugehen, daß die Quelle früher in einer feuchten Schilfrohrwiese entsprungen ist. Die Bezeichnung “Kalmannsbrunnen” gibt dagegen Rätsel auf: Eigentlich handelt es sich um eine Quelle, die mitten am Hang in einer Wiese entspringt und als “Kalmannsbrunnen” bekannt ist. Die Namendeutung “Des Karls Brunnen” liegt nahe , aber auch “Kalmusbrunnen” – die in unserer Region vorkommende gelbe Wasserlilie wird auch “falscher Kalmus” genannt – wurde schon als Name gebraucht. Bekannt sind auf der Gersbacher Gemarkung auch die Wallersteinquelle und der Gerhardsbrunnen an der Wehrmachtstraße, darüberhinaus gibt es noch viele kleine, namenlose Quellen auf der Gersbacher Gemarkung.

 

Von der Felsalbgruppe zu den Stadtwerken

 

Abgelöst wurden die Brunnen als Wasserversorgung der Gersbacher von der ersten aus Winzeln kommenden Wasserleitung, die nach dem Beitritt zur Felsalbgruppe im Jahr 1903 verlegt wurde. Sie ist 1933 durch eine zweite Wasserleitung, die ebenfalls an der heutigen Straße zwischen beiden Vororten – allerdings auf den anderen Straßenseite – entlangführt, ergänzt worden. Schon 1970 haben die Stadtwerke Pirmasens das Gersbacher Wassernetz übernommen, das jedoch noch bis 1984 von der Felsalbgruppe mit Wasser beliefert worden ist. 1994 waren in Gersbach 517 Wasserzähler angeschlossen, an denen ein Wasserverbrauch von 70.231 Kubikmetern registriert worden ist.

 

 

 

Seit 1921 Strom im Dorf

 

1996 können die Gersbacher ein kleines Jubiläum feiern: Seit 75 Jahren gibt es im Dorf Strom. 1921 unterzeichnete die Gemeinde mit den Pfalzwerken den ersten Stromvertrag. Es ist unwahrscheinlich, daß zuvor schon Stromgeneratoren im Ort existierten, nachdem erst 1928 die erste Gersbacher Schuhfabrik auf maschinelle Produktion umstellte. Am 25. April 1921 wurde der Stromlieferungsvertrag in Gersbach unterzeichnet. Ab 1. Oktober sollten die Pfalzwerke den gesamten im Ort benötigten Strom liefern, gleichzeitig verpflichtete sich die Ortsgemeinde, kein eigenes Elektrizitätswerk in Betrieb zu nehmen oder bei einem anderen Lieferanten Strom zu kaufen. Nachdem sich der Anschluss um einen Monat verschoben hatte, lieferten die Pfalzwerke dann tatsächlich ab 1. November 1921 Strom nach Gersbach.

 

Angekommen ist der Strom wahrscheinlich schon damals in dem Trafohäuschen, das zwischen Winzeln und Gersbach auch heute noch steht. Es diente Jahrzehnte zur Einspeisung des Stroms für beide Dörfer. Nur eine kleine Sicherung, wie sie heute für die Lichtabsicherung einer Wohnung verwendet wird, sicherte bis in die fünfziger Jahre die Stromversorgung für zwei Orte. Erst 1951 wurde das Trafohaus in der Denkmalstraße errichtet, das bis heute zur Stromeinspeisung in Gersbach dient, auch wenn es inzwischen keine Oberleitung mehr gibt, sondern unterirdische Leitungen die Gersbacher mit Strom versorgen.

 

Betreut wurde das Ortsnetz, bis es von den Stadtwerken Pirmasens übernommen wurde, von der ortsansässigen Elektrofirma Philipp Becker, die für Hausanschlüsse und Reparaturen zuständig war. 1921 war der Elektriker Philipp Becker mit der Firma BBC, die das Gersbacher Ortsnetz installierte, in den Ort gekommen und gründete 1928 das heute noch bestehende Elektrogeschäft.  1962 wurde auch eine Niederspannungsfreileitung zur Eichelsbacher Mühle verlegt, an der zwei landwirtschaftliche Betriebe angeschlossen wurden.

 

1972 wurde nach der Eingemeindung in die Stadt Pirmasens das Gersbacher Stromnetz von den Stadtwerken übernommen. Erst 1981 wurde es jedoch an das städtische Netz angeschlossen, zuvor war der Strom weiterhin von den Pfalzwerken eingespeist worden. 1994 waren 690 Haushaltszähler in Gersbach an das Stromnetz angeschlossen, die 3,25 Millionen Kilowattstunden Strom verbrauchten. Gewerbe und Industrie haben über 71 Zähler einen Stromverbrauch von 2,59 Millionen Kilowattstunden.

/p

/p